Keine Verlängerung für Elvis

Geschrieben von Jens Harders am . Veröffentlicht in Fußball Meldungen

Beim Fußball-Club Huntlosen ist Elvis beliebt. Jetzt wird der 19-jährige Fußballer abgeschoben.

Huntlosen „Elvis, ziehst du dich um“, fragt sein Trainer Hans von Garrel, als er mit seinem leuchtend roten Trainingsanzug durch das Vereinsheim läuft. Obwohl der 19-Jährige kaum ein Wort Deutsch spricht, springt er sofort auf und macht sich auf den Weg zur Umkleidekabine.

Elvis Becirovic kam im Juni 2015 mit seinen Eltern und vier Geschwistern aus Montenegro über Bramsche und Braunschweig nach Huntlosen. Jetzt muss er zurück. Sein Asylverfahren wurde abgelehnt, da Montenegro als sicheres Herkunftsland gilt. In den nächsten Wochen werden er und seine Familie die Rückreise nach Montenegro antreten.

Alle Mitspieler und der FC Huntlosen haben für Elvis gesammelt. In einer großen durchsichtigen Getränkeflasche liegen Scheine und Münzen übereinander. Hintergrund: Im Gegensatz zu den Kosovaren bekommen die Montenegriner nach ihrer Abschiebung weder Taschengeld noch Rückkehrhilfe. Gerade deswegen freut sich Elvis über die Unterstützung.

Von Garrel hatte seine Bekannte Frauke Asche von der Gemeinde Großenkneten damals spaßeshalber gefragt, ob sie „einen Linksfuß auf Bundesliganiveau“ kenne. Asche ließ sich nicht lange bitten und stellte Elvis vor. Beim nächsten Training war er dabei.

„Seit er bei uns ist, hat er keine Einheit verpasst“, berichtet sein Trainer nicht ohne Stolz. Auf die Sprachbarriere angesprochen meint er: „Auf dem Platz sprechen wir eine Sprache. Wir integrieren sowieso schon vier Dörfer in unserer Spielgemeinschaft.“

Polizeikommissar von Garrel ärgert sich allerdings über den Niedersächsischen Fußballverband (NFV). Vor drei Monaten hat er bereits einen Spielerpass für Elvis beantragt, damit der Montenegriner auch Pflichtspiele für den FC bestreiten kann. Obwohl der Pass innerhalb von vier Wochen kommen sollte, liegt er bis heute nicht beim Verein vor. So konnte Elvis nur in den Vorbereitungsspielen sein Können zeigen. Von Garrels Trainerkollege Arnd Lüdemann, der die zweite A-Jugend coacht, meint: „Wir spielen sogar gegen Mannschaften, die ohne Wertung spielen. Da macht es eigentlich keinen Unterschied, ob Elvis mitspielt oder nicht.“

Da der junge Fußballer bereits bei seiner Einreise nicht mehr schulpflichtig war, durfte er in Deutschland nicht zur Schule gehen. Das Sprint-Programm der Berufsbildenden Schulen (BBS), das junge Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt integrieren soll, kam für ihn zu spät. Der Fußball war also eine wichtige Beschäftigung.

Ob auf oder neben dem Platz: Elvis ist beliebt. Alle Mannschaftskameraden begrüßen ihn mit Handschlag. Kapitän Nils erzählt: „Elvis spielt meistens vorne, da ist die Kommunikation einfacher. Und er hat schon gelernt abzuspielen.“

Auch Frauke Asche von der Gemeinde Großenkneten lobt Elvis und seine Familie: „Sie integrieren sich wirklich.“ Die Familie habe ihre Freundlichkeit immer behalten, selbst als sie ihren Abschiebebescheid im Großenkneter Rathaus abholen musste. Das sei nicht bei allen Flüchtlingen so, berichtet die Leiterin des Ordnungs- und Sozialamtes.

In der B-Jugend des FC Huntlosen haben vier Syrer jetzt einen Spielerpass erhalten. Der Spielerpass für Elvis wird zu spät kommen.

Quelle NWZ